Der Nahanni National Park ist der drittgrößte Nationalpark Kanadas und nur per Boot oder mit dem Wasserflugzeug zu erreichen. Bei gerade einmal 700 Besuchern im Jahr überzeugt er mit seiner ursprünglichen Wildnis und einer einzigartigen Landschaft, die den sagenhaften South Nahanni River umgibt. Auf einer Fläche von rund 30.000 km² befindet sich eine immense Dichte an Wildwasserflüssen, Canyons, Schluchten und alpiner Tundra.
Der Nahanni National Park wurde im Jahr 1978 zum Weltkulturerbe der UNESCO ernannt. Seit 1987 zählt der South Nahanni River zu den „Canadian Heritage Rivers“.
Alleine die Anreise ist den weiten Weg in den Norden wert. Nur per Wasserflugzeug gelangt man ab Fort Simpson in den Park.

Einen spektakulären Gesamteindruck über den Nahanni National Park erhält man im Rahmen einer Flightseeing Tour. Inn Fort Simpson starten die Twin Otter der Simpson Air in luftige Höhe hoch über die Berge auf.
Über die majestätische Nahanni Range und das Ram Plateau hinweg, fliegen die Piloten über die atemberaubende Landschaft: tiefe, ausgewaschene Canyons, hohe Felsplateaus, bewaldete Ebenen, türkis-blaue Seen und Berge, aufgereiht wie an einer Schnur. Die Landschaft wechselt unglaublich schnell. Nicht selten können aus dem Flugzeug Grizzlybären, Karibus und Dallschafe beobachtet werden. Sie schweben dabei über eines der ursprünglichsten Gebiete der Welt: hektarweise Wildnis, fern und doch zum Greifen nahe.
Der South Nahanni River schlängelt sich hier durch tiefe Canyons, so dass der Blick aus der Vogelperspektive ein überwältigendes Bild abgibt.
Kanadas legendärer Fluss sprudelt über von alten Geschichten über Goldschürfer, Trapper und andere Abenteurer, deren oft fatale Schicksale sich in Ortsnamen wie Deadmen Valley oder Headless Creek widerspiegeln. An letzterem wurden im Jahr 1908 die enthaupteten Leichen zweier Goldsucher gefunden – ihre gruselige Legende wird noch heute erzählt.
Virginia Falls
Spüren Sie die Gischtwolke der atemberaubenden Virginia Falls – tosende Wassermassen stürzen hier 96 Meter in die Tiefe. Die Virginia Falls sind nicht nur doppelt so hoch wie die Niagara-Fälle, sondern auch mindestens zweimal so spektakulär. Mitarbeiter von Parks Canada sind hier stationiert und versorgen Besucher mit interessanten Informationen und den Legenden der Vergangenheit.
Eine kurze Wanderung zur Kopfzone des Wasserfalls erlaubt einen spritzigen Blick in die Tiefe! Der Blick von den Felsen oberhalb der Fälle ist unbeschreiblich. Unter den Füßen die tobende Naturgewalt, am Himmel bei gutem Wetter der schönste Regenbogen, den man sich vorstellen kann.
Bei den Nahanni-Indianern galten die Flusstäler im Nationalpark als Tabuzone, laut Überlieferungen sollten hier mystische Wesen auf Menschenjagd gehen. Die berühmteste Geschichte handelt von den Gebrüdern MacLeod. Die beiden Brüder waren im Jahr 1906 dem Goldrausch verfallen, wie so viele seinerzeit. In den Canyons fanden die Brüder riesige Goldnuggets, kamen jedoch nie in den Genuss dieses Reichtums. 1908 fand man ihre Skelette. Todesursache unbekannt. Dieser Teil des Flusses wurde bekannt unter dem Namen Deadman Valley.

Über eine Art Holzsteg wandern Sie heute – quicklebendig – entlang des Flusses bis zu den Wasserfällen. Den Park haben Sie dabei fast für sich alleine – ganze 1.000 Besucher genießen jedes Jahr die einzigartigen Ausblicke hier. Kein Lärm. Keine Menschenmassen. Kein Stress. Ein Paradies für Naturliebhaber!
Geübte Bergsteiger können von den Virginia Falls zum Glacier Lake aufbrechen, um ihre Kletterkünste am Cirque of the Unclimbables auf die Probe zu stellen. Auch wenn man die vielfältige Tierwelt der Region bereits aus der Luft erspäht hat, so steigt bei einer Wanderung die Chance auf eine echte Begegnung mit Elchen, Dallschafen, Waldkaribus, Schwarzbären oder Wölfen sowie Falken und Adlern. Und wenn erst der Grizzly um die Ecke schaut…
Unterwegs per Kanu
Zusammen mit dem benachbarten Nááts’ihch’oh National Park schütz der Nahanni National Park stolze 86% des gesamten Wassereinzugsgebiets des South Nahanni River! Kein Wunder, dass die Region ein wahres Eldorado für Kanuten und Kajakfahrer aus aller Welt ist! Die Paddelsaison dauert von Mitte Juni bis Mitte September. Wer früh im Sommer kommt, kann sich dank Mittsommernacht über nahezu 24 Stunden Tageslicht freuen! Ab Mitte August steigen dagegen die Chancen, am klaren Nachthimmel Polarlichter zu sichten. Die Northwest Territories sind eine der wenigen Regionen weltweit, an denen sich die Aurora Borealis nicht nur im Winter zeigen!
Die sicherste und angenehmste Art, den Nahanni National Park per Kanu zu erkunden, ist im Rahmen einer geführten Kanutour eines registrierten und lizenzierten Outfitters ab Fort Simpson, z.B. mit Nahanni River Adventures oder Black Feather. Die angebotenen Touren variieren in Länge und Schwierigkeitsgrad und können zusätzlich Wander- oder Raftingausflüge beinhalten. Hier ist für jeden das Richtige dabei, ob Anfänger oder erfahrener Kanute.
Bis zu zwei Nächte können Paddler – beispielsweise nach einer 2-3-tägigen Kanutour ab dem Rabbitkettle Lake – am Virginia Falls Campground übernachten. Komfortabler geht es in der Nahanni Mountain Lodge am östlichen Ufer des unberührten Little Doctor Lake zu, die nur per Wasserflugzeug erreicht werden kann. Die Fishing Lodge bietet vier einfache Blockhütten sowie eine Feuerstelle samt Grill am Seeufer. Hier lassen sich frisch gefangener Barsch oder Forelle in idyllischer Lage und bei perfekter Aussicht zum Abendessen grillen.
Restaurants gibt es im Nahanni National Park keine. Geführte Touren beinhalten in der Regel jedoch alle Mahlzeiten, Getränke und Snacks für Zwischendurch. Oft haben die Tour Guides ortstypische Delikatessen im Gepäck: Arktischer Saibling, Lachs vom Taku River oder Karibu.
Links zum Beitrag
- Nahanni National Park Reserve of Canada (Offizielle Seite)
- Simpson Air
- Nahanni River Adventures
- Black Feather